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Winfred Gaul

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IN BILDERN DENKEN
Wir freuen uns, zeitgleich zu der Retrospektive WINFRED GAUL im Museum am Ostwall in Dortmund, Werke aus der Schaffenszeit des Künstlers aus den Jahren 1956 – 2003 in unserer Galerie in Zürich zeigen zu können. Winfred Gaul gelangte durch die Malerei des Informel und die zweifache Teilnahme an der Documenta Kassel 1959 und 1977 zu internationalem Ansehen.
Die Besonderheit im Oeuvre dieses Künstlers ist das Nichtverweilen im eingeschlagenen Stil, das einhergeht mit einer tiefgreifenden intellektuellen Reflexion über das eigene Malvorgehen und die moderne und zeitgenössische Kunst. In seinen in Kunstzeitschriften und Feuilletons publizierten Aufsätzen und in den Aufzeichnungen seiner Lesungen an Hochschulen in England und Deutschland legt Winfred Gaul Zeugnis ab von der Kunst seiner Generation und führt uns in das Geheimnis seiner eigenen Malerei ein.

Winfred Gaul (geb. 1928 in Düsseldorf) beginnt seine künstlerische Laufbahn 1953. Die „künstlerische Nachkriegsgeneration“ stand vor der Aufgabe, an ein internationales Kunstschaffen anzukoppeln, welches in Deutschland einen jähen Einschnitt erfahren hatte. Besonders in der abstrakten Kunst sahen einige der jungen Maler die Möglichkeit eines Neubeginnes. Winfred Gaul wählt zu Beginn der 50iger Jahre ganz bewusst die Stuttgarter Kunstakademie aus, um dort bei dem damals einzigen Lehrer für gegenstandslose Malerei an einer deutschen Kunstakademie - Willi Baumeister - zu studieren. Über eine zunächst stark abstrahierte Landschaftsmalerei gelangt Winfred Gaul zur Informellen Kunst.
Die neuen bildkonstitutiven Elemente des Informel waren die Offenheit als Nicht-Form, die Befreiung der Farbe, die Entdeckung der Spontanität und das Unbewusste. Zusammen mit seinem Freund Peter Brüning war Winfred Gaul einer der jüngsten Vertreter dieser Gruppe von Künstlern, die ihren Ursprung in Frankreich und Amerika hatte und in Deutschland in den Städten Düsseldorf und Frankfurt als Gruppe 53 bzw. Quadriga bekannt wurde.
Im Jahr 1959 ist Winfred Gaul mit seinen informellen Bildern auf der Documenta II in Kassel vertreten. Aber schon 1960 wendet sich der Künstler vom Informel ab, denn aus der Antiform und Revolte war ein Stil geworden, neue Erkenntnisse waren nicht mehr zu erwarten.
In einer weiteren Reduktion von Form und Farbe entwickelt der Künstler in den 60 iger Jahren die Wischbilder. Einen radikalen Schnitt vollzieht Winfred Gaul Mitte der 60 iger Jahre, indem er sich strengen geometrischen Formen und Zeichen und einer starken klaren Farbgebung in den sogenannten Verkehrszeichen & Signalen zuwendet.
Von nun an wird die Auseinandersetzung mit der Farbe zum bestimmenden Element seiner Malerei. In den 70 iger Jahren gelangt Gaul mit den „Farbmarkierungen“ und mehrteiligen Bildern zur analytischen Malerei, in denen er die Voraussetzung und Bedeutung von Farbe und ihre Wirkung analysiert. In einigen seiner mehrteiligen Bildern fügt Gaul Einzelstücke verschiedener Form und Farbgebung so zusammen, das daraus neue Farbflächen- und Raumbeziehungen entstehen.
Mit Werken aus dieser analytischen Periode ist Winfred Gaul 1977 auf der Documenta 6 vertreten.
In den 80 iger Jahren entstehen die „Hommagen“ u.a. an Matisse und Monet, die nicht in einer Nachahmung, sondern in einer Auseinandersetzung mit den Farbmagiern münden.
In den 90 iger Jahren entwickelt Gaul die Recycling Bilder (Faszination mit geringen Mitteln Bilder zu machen), in denen er ältere Skizzen und Farbstudien verwendet.
Die Malerei Winfred Gauls zeigt sich als ein Wechsel von Stilen, dabei bleibt er aber der abstrakten Kunst treu, während er virtuos neue Farb- und Formkompositionen entwickelt.
„Farbe ist nicht nur ein unverzichtbares Element der Malerei, sie ist ihr A und O“-so Winfred Gaul -
„ und zugleich ihr schwächster Punkt.“ Sie sei belastet durch gegenständliche Bedeutung, Symbolik und Ambivalenz. „ Aber eben das in einem allgemeineren, nur der Farbe verantwortlichen Sinne aufzuheben bzw. fruchtbar miteinander zu vereinen, hat er als lebenslange Herausforderung betrachtet“.
(L. Romain: Winfred Gaul in Bildern denken. Dortmund 2005. Zitat W. Gaul : Picasso und die Beatles. Über Farbe in der Malerei. Düsseldorf 1987 )

Sabrina von Elten