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Catya Plate - Close up

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Unser Körper ist uns, so schreibt Walter Benjamin, in vieler Hinsicht nicht zugänglich. Und gerade deshalb bestehe die Notwendigkeit, dass sich der Körper im Akt seiner Wahrnehmung verwandle, ja herstelle.

Das Fenster zur Ausstellung

Liliane Csuka
Die Schweizer Künstlerin Liliane Csuka ist gerade aus Frankreich wieder in die Schweiz zurückgekehrt und wird in der Ausstellung unser Fenster mit der Installation Recycling gestalten. 800 milchig-transparente Jogurtbecher auf 28 Aluminiumstangen aufgefädelt, versperren die Einsicht in den Raum. Die fast meditativen Arbeiten entstehen meist aus Dingen, die bereits ein Vorleben ganz anderer Art besassen, aus Gebrauchsgegenständen und Zeitungspapier. Ihre poetischen und sinnlichen Kunstwerke beschäftigen sich mit philosophischen Fragestellungen und politschen Themen, dabei nimmt das Recycling eine zentrale Position in ihrer Arbeit ein.Die AusstellungDie Ausstellung close up konzentriert sich auf die Wahrnehmung des menschlichen Körpers, close up ist eine Grossaufnahme der nicht sichtbaren Innenwelt des Menschen, dessen äussere Hülle und Erscheinung teils optische Verpackung teils Spiegel der inneren Seele und Körperzustände ist. Zwei Künstlerinnen aus New York und aus Köln, Catya Plate und Frauke Wilken ziehen den Vorhang zu diesen Innenwelten auf, in ihren Objekten spiegelt sich das Bedürfnis, die noch verbleibende Rolle des Körpers vor dem Hintergrund einer sich immer schneller veränderenden Welt exemplarisch zu ermitteln und seine Manipulierbarkeit drastisch vor Augen zu führen.

Kurzbiografie

Liliane Csuka
Liliane Csuka ist in Zürich geboren und hat in der Schweiz, in England und in Frankreich gelebt. Ihre künstlerische Ausbildung erhielt sie an der F+F, der Schule für experimentelle Gestaltung in Zürich.
1976 nahm sie im Rahmen der F+F an der Biennale d’Arte in Venedig teil.
Liliane Csuka war 1998 mit der von Pro Helvetia geförderten Wanderausstellung „Les Colonnes“ in sechs Synagogen Osteuropas und der städtischen Galerie Villa Zanders in Bergisch Gladbach zu sehen, darüberhinaus wurden ihre Werke in den vergangenen dreissig Jahren in zahlreichen Einzel-und Gruppenausstellungen in der Schweiz, England, Frankreich, Ungarn, der Slowakei und Slowenien  gezeigt.

Catya Plate
Catya Plate wurde 1962 in Barcelona geboren und ist in Köln aufgewachsen. Ihr Kunststudium absolvierte sie an der Werkkunstschule in Köln. 1987 reiste Sie  mit einem Fulbright Stipendium nach New York, wo Sie seitdem lebt und arbeitet. Die Installationen und Zeichnungen von Catya Plate wurden unter anderem in Los Angeles, New York, London, Edinburgh, Madrid und Köln ausgestellt. 2003 war sie mit einer Museumseinzelausstellung im Robert V. Fullerton Art Museum in San Bernardino, California zu Gast. Die eindrückliche und aufwendige Kunst von Catya Plate demonstriert eine interessante kulturelle Verschmelzung ihrer sinnlichen katalonischen Seele, ihrer disziplinierten deutschen Erziehung und ihrer amerikanischen Erfahrung.

Frauke Wilken
Frauke Wilken wurde 1965 in Göttingen geboren und studierte nach einem einjährigen Aufenthalt in Los Alamos, New Mexico, von 1986-1992 an der Hochschule für bildende Künste in Braunschweig als Meisterschülerin von Professor H.P. Zimmer. 1989 erhielt sie ein Auslandsstipendium für die Facultad de Bellas Artes in Barcelona. Sie war an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Deutschland (Berlin und Köln), Österreich, Frankreich, Spanien, den USA  und Kanada vertreten. Mit ihren ungewöhnlichen und faszinierenden Installationen haben wir im März 2001 unsere Galerie eröffnet-  wir freuen uns nun sehr auf ihre neuen Arbeiten.

Empfindung und Sehen

Catya Plate

konzentriert ihre Aufmerksamkeit auf das Innere unseres Körpers, welches eigentlich nur den Medizinern sichtbar wird und  eingeschlossen ist von dem, was uns eigentlich beschreibt: der äusseren Hülle. Sie verwendet Photos von Organen, die sie dann in die Malerei überträgt und schützt diese durch die verschliessenden Flügel des Triptychons.
Peep show heisst das 2,17 Meter breite Triptychon von Catya Plate, das zu einer Werkgruppe gehört, die die fünf + eins menschlichen Sinnesorgane zum Thema hat und als zentralen Gegenstand das Auge behandelt.
Von aussen mutet das Objekt mit dem mandalaähnlichen Farbkreis wie ein Altarretabel an.  Im aufgeklappten Zustand entdecken wir im zentralen Mittelteil eine Darstellung einer überdimensionierten menschlichen Netzhaut. Die Flügelinnenseiten zeigen zwei Augenpaare, welche insgesamt 132 „peepholes“ enthalten. Diese PEEPHOLES gewähren dem Betrachter intime Einblicke auf Ausschnitte aus Zeitschriften und Photographien, die in das engere Blickfeld der Künstlerin geraten sind. 
Zu den weiteren ausgestellten Arbeiten gehören die Sanguine Bedtime Stories, kastenförmige, mixed-media Konstruktionen, die an mittelalterliche Reliquienschreine erinnern. Sie dienen als zeitgenössische Betrachtung von Blut und seinen Assoziationen mit Geistigkeit und Sterblichkeit. Die verblassten roten Töne, die die Spitze, den Latex und die Fäden im Inneren dieser Buchähnlichen Diptychons beflecken, sind das Blut der Künstlerin. Durch den Prozess des Nähens, des Stickens, dem Anheften von Nadeln, dem Verbinden der Blut-befleckten Leinwände und durch die Anwendung von Jod und Verbandsmull lenkt Plate die Aufmerksamkeit sowohl auf die Verwundbarkeit als auch auf die regenerativen Fähigkeiten unserer Körper. Die neuesten Arbeiten in dieser Serie ähneln Ärztetaschen mit ihren hinzugefügten Henkeln und Reissverschlüssen. In diesen “Reliquienschreinen” verbindet die Künstlerin ihr eigenes gesundes Blut mit dem Blut anderer Menschen das auf pathologischen Dias festgehalten ist. Im Zentrum dieser Diptychons befindet sich ein “healing link”, das die Illusion eines Heilungsschlüssels für eine lebensbedrohliche Krankheit repräsentiert.
Die Bedtime Stories sind kastenförmige, mixed-media Konstruktionen, die unser sexuelles Verhalten in einer von Aids bedrohten Zeit erforschen. Die farbigen Taschentücher im Inneren dieser Diptychons beziehen sich auf den amerikanischen “handkerchief code” das in der S/M und Homosexuellen Szene benutzt wird um dem potentiellen Partner eine spezifische sexuelle Vorliebe mitzuteilen.
Die Clothespin Tarot Zeichnungen erforschen das Heroische und Bizarre der kleinen, unauffälligen Wäscheklammer, die normalerweise mit der Aufgabe der Hausfrau, die die Wäsche wäscht und aufhängt, verbunden wird. Plate verwendet “female-empowered” Wäscheklammer-Figuren um Tarotkarten Rituale in Szene zu setzen.  Da diese Wäscheklammer-Figuren eine Vorliebe für Handarbeit haben und sich gerne mit Näh-Paraphernalia umgeben, ersetzt die Künstlerin hier auf humorvolle Weise die üblichen Schwerter, Stäbe, Münzen und Kelche durch Hutnadeln, Stickeiern, Knöpfen und Fingerhüten.

Verhüllt und Transparent

Frauke Wilken hingegen setzt sich mit dem verhüllten Körper und dem Haut-Ich auseinander, dabei geht es Ihr sowohl um die seelischen Innenwelten als auch um die menschliche Gestalt, um deren äussere Erscheinung und Transformation. Diese verhüllten Körper, die in ihrer Funktion an Kokons denken lassen, an etwas das gleichzeitig schützt und andererseits wachsen lässt, werden zum Sinnbild einer ihre Geheimnisse verbergenden Natur.
„Frauke Wilken (...)  spricht mit ihrer metamorphotischen und körperbezogenen plastischen Kunst generell jene kreative Zone an, die zwischen der Abstraktion und dem Natürlichen liegt. Im Betrachter aktiviert ihre tolerante Uneindeutigkeit persönliche Innenwelten, weil dieser sich, wenn einmal angeregt, ein eigenes Bild vom Ungewöhnlichen machen will.“
(Dr. Gerhard Kolberg, Museum Ludwig, Köln)
In einigen ihrer eingenähten Skulpturen verschwindet der Körper sogar ganz und erhält wie in der Arbeit:  She is in good shape eine abstrakte, geometrische Form. Der umhüllende Stoff des kompakten Kubusses weist Abnäher und Nähte auf, die an vernarbte Verletzungen denken lassen, aber auch an Ornamente.
Schüchtern heißt eine Wandarbeit, ein Kopf mit Zöpfen. Die konturlos rot-orangene Gesichtsfläche wird von zu Zöpfen geflochtenen Haaren umfasst. Im Gegensatz zu dem scheinbar entblößten Gesicht sind die Haare unter eng anliegendem durchscheinendem Tuch verborgen. An Stickereien erinnernd, zieren- mit rotem Garn- Nähte die stoffliche Hülle.
Die lebensgroße am Boden liegende Figur, ebenfalls in eine dünne, durchscheinende, eng anliegende Hülle eingenäht, ist durch Abnäher fixiert und dadurch Regungslos. Durch die Transparenz der Hülle suggeriert sie sowohl embryonale Geborgenheit als auch verletzliche Ausgegrenztheit.
Bei der Gruppe der sogenannten Hornköpfe vermutet man hinter langem aus Hanffasern bestehendem Haar Köpfe und Gesichter. Diese werden von kurzen Hörnern gehalten, die- Ärmchen gleich- einzelne Strähnen anheben. Ebenfalls zu sehen ist eine Serie von kleinformatigen Wachsbildern, in denen die Künstlerin die skulpturalen Themen bildnerisch aufgreift.