Bertram Kober
.Biografie .Pressemitteilung .RundgangIn der Züricher Galerie Elten & Elten ist vom 19. März bis 30. April 2003 die erste Ausstellung des Leipziger Künstlers in der Schweiz zu sehen. 1961 geboren, studierte er von 1981 bis 1986 an der traditionsreichen Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Prof. Evelyn Richter einer Fotokünstlerin von internationalem Rang. 1990 absolvierte er ein Aufbaustudium an der Gesamthochschule Essen. Seit 1990 arbeitet er als freischaffender Fotograf in seiner Heimatstadt. Er ist Mitbegründer einer dort ansässigen, erfolgreichen Fotoagentur.
Zahlreiche Ausstellungen und beteiligungen unter anderem in Berlin, München, Dresden, Paris, Housten/Texas und natürlich in Leipzig belegen ebenso seinen Erfolg, wie gleichermaßen die Reihe seiner Veröffentlichungen und Ankäufe. So erwarben der Freistaat Sachsen, das Bauministerium der BRD Regierungsbauten Berlin und das Museum of Fine Art in Housten die Serie "Kulpoche Altäre der Privatheit" und die DG Bank Leipzig die Folge "bauLICHTleipzig". Ein besonderer Höhepunkt war die Auswahl von fotografischen Arbeiten Bertram Kobers für die Ausstellung ?Lust und Last Leipziger Kunst seit 1945?, die 1997 am Germanischen Nationalmuseum Nürnberg und im Museum der bildenden Künste Leipzig gezeigt wurde. Im selben Jahr erfolgte die Auszeichnung mit dem Kodak Fotokalender Preis.
Unverkennbar ist, daß Bertram Kober sich einen eigenen Ausdruck und eine persönliche Handschrift mit und über den Umgang mit dem Medium Fotografie geschaffen hat. Dabei interessiert ihn die Technik nicht vordergründig. Er geht wachen Auges durch die Welt und nimmt Dinge und Zustände mit ihren Besonderheiten und Wandlungen wahr. Dies belegt er in Zürich eindrucksvoll mit der 16-teiligen Serie Legitime Aspekte der Alltags aus dem Jahr 2002. Der Fotograf erfaßt jene von Seelenkitsch und Halbwahrheiten überzuckerte Seite der Alltagskultur und stellt dieser die unverstellte gegenüber. Im Wechselspiel der Bilder offenbaren sich tiefe und schockierende Einsichten in das moderne Spiel der Scheinheiligkeit. Am Ende findet sich der Betrachter durch den doppelten Blick Bertram Kobers in der harschen Realität des Seins wieder.
Die Spurensuche auf ungewöhnliche Art manifestiert sich auch in den Fotografien der Folge Ölpest. Diese sind während der Laufzeit der Ausstellung in der Eingangshalle des Goldbach Centers in Küsnacht zu sehen. Das durch jüngste tragische Ereignisse präsente Thema forderte den Leipziger bereits im Jahr 2000 heraus. Die Katastrophe des Tankers Erika vor der französischen Atlantikküste wurde zum Anlaß einer Fotoreise, an deren Ende die schrecklich-schönen Aufnahmen entstanden, in denen Bertram Kober seine Möglichkeiten einer sinnlichen Aufarbeitung menschlicher Desaster ausschöpft.
Die jüngsten Arbeiten der Ausstellung bei Elten & Elten gehören zu der Serie Hochsitz, die in den Jahren 2001 bis 2003 entstand. Die zehn großformatigen, im Piezo-Druck auf Hahnemühlebütten Rag Paper präsentierten Fotografien beeindrucken durch hohe ästhetische Ausstrahlung und Stilistik. Allerdings, der Betrachter findet sich rasch gefangen zwischen den ihn das Wild umstellenden, kurios selbstgebauten Beobachtungstürmen der Jäger. Die skulpturale Ästhetik wandelt sich in Gefahr. Bertram Kober gelingt es, scheinbar alltägliche Situationen an gutbekannten Orten aus unerwarteten Blickwinkeln zu fotografieren und in prägnante Konstellationen zu bringen. So findet der Betrachter in den Landschaften nirgends den schützenden Wald... Mit seinen Arbeiten versteht es der Künstler nicht nur, den Betrachter zu faszinieren, sondern ihn für das Geschehen zu sensibilisieren.
Bertram Kobers Art, seine Themen zu sehen, ist weder romantische Abkehr noch konzeptionelle Überinterpretation, sondern eine moderne, aktuelle, beiendruckende und sensible Bildersuche. Das im ewigen Rennen nach Mehr und Größer etwas nicht stimme, weiß heute schließlich jeder. Nur Kober findet dafür Bilder, die die Sehnsüchte ernst nehmen, ohne sie zwingend gut zu finden, aber auch ohne sie zu denunzieren (P. Guth).
Christine Dorothea Hölzig, Februar 2003